Sonntag, 19. Oktober 2008

Phonsavan

Hi,
Seit Freitag morgen bin ich in Phonsavan, einer kleinen Stadt in der Provinz Xieng Khouang im Nordosten von Laos. Von Vientiane fuhr ich am Donnerstag Abend mit dem Nachtbus in einer 12 stuendigen, wie immer sehr holprigen und schleppenden Fahrt hierher. Der Bus war knallvoll und ich war die einzige Touristin und daher eine kleine Attraktion. Das was ziemlich lustig. Alle waren sehr nett zu mir und darum bemueht, dass es mir gut geht. Mal wieder war die Sprache das Problem, aber grundsaetzlich sind die Menschen hier so offen und zugaenglich, dass man sie einfach moegen muss.
Als ich dann morgens um sechs endlich in diesem verschlafenen Nest Phonsavan ankam, stellte ich fest, dass der einzige Direktbus nach Hanoi am Montag morgen fahren wuerde, also erst in drei Tagen, was eiegntlich zuviel ist, da man die Hauptattraktion, die "Ebene der Tonkruege" in einem Tag sehen kann. Zudem dachte ich, dass ich wohl nahezu die einzige Touristen hier sein werde und es wohl drei ziemlich einsame Tage werden wuerden. (aber falsch gedacht!)
Nachdem ich in mein Hostel eingecheckt und einen kleines Erholungsschlaefchen gemacht habe, bin ich losgezogen und habe eine Erkundungstour gestartet. Ich habe gelesen, dass es hier ein SOS Kinderdorf gibt, also bin ich mal grob in diese Richtung marschiert. Nach laengerem Fussmarsch kam ich dann dort an und fragte, ob ich mir die Anlage mal ansehen koennte. Gleich kamen einige Lehrer der angegliederten Schule zu mir und haben sich interessiert mit mir unterhalten und mir die Schule gezeigt. Ich erzaehlte, dass ich ingesamt 3 Tage hier verbringen werde und ob ich mir in dieser Zeit irgendwie nuetzlich machen koennte und ehe ich mich versah war ich auch schon einer anderen Englischlehrerin zugeteilt, die mich mit in ihre gerade beginnende Englischstude nahm. Ratz fatz fand ich mich dann vor ca 30 laotischen Kids wieder, da mich neugierig anstarrten und wohl erwarteten, dass ich, die neue Englsichleherin, nun anfange wuerde zu unterrichten. Mein hilfloser Blick zur eigentlichen Lehrerin wurde nur damit erwidert, dass die verkuendete in laotosch zu uebersetzen, falls die Kinder mich nuicht verstehen wuerden. Also habe ich einfach mal losgelegt. So weit liegen meine Schultage ja noch nicht zurueck. Nach einer vollen Stunde Englischunterricht bin ich richtig in Fahrt gekommen und hatte den Kids alles moegliche erzaehlt, Vokabeln und Grammatikregeln an die Tafel geschrieben und alle im fleissig nachsprechen lassen (da das groesste Problem die Aussprache ist und man selbst die Englschlehrer nur schlecht versteht und so die Schueler es von Anfang an falsch lernen)
Ich war ziemlich ueberrascht von mir selbst, da ich eingentlich immer annahm, dass ich eine voellig ungeeignte Lehrerin abgeben wuerde, aber ich glaube so schlecht war es gar nicht. Ich hoffe den Kids hat es Spass gemacht und ich konnte ihnen naeher bringen, wie wichtig es ist die englische Sprache zu erlernen.
Nach meinen Lehreinsatz bin ich am Rueckweg in Richtung Stadtzentrum auf eine Gruppe junger Laoten gestossen, die in einem Restaurtant sassen, assen und Beerlao (das laotische Nationalgetraenk) tranken. Sie haben mich eingeladen zu ihnen zu sitzen und kurz darauf hatte ich auch schon ein Beerlao in der Hand und meine naechste interkultuerelle Erfarhung ebenso. Unter ihnen befand sich ein Englischlehrer, der dann fuer die ganze Gruppe uebersetzt hat und wir uns so ganz gut unterhalten konnten. Ich bin echt total begeistert von den Menschen hier. Mehr noch als in Thailand tragen die Laoten ihr Herz quasi auf dem Praesentierteller spazieren und sind so nett und entgegenkommend und sobald sie ein paar englische Woerter kennen auch immer an einem Schwatz mit den Auslaendern interessiert. Sehr bemerkenswert, vor allem wenn man da an die Gastfreundlichkeit und die Skepsis denkt, die bei uns Fremden entgegengebracht wird. Also mein Appel an euch, seid offener gegenueber anderen Kulturen, ein bisschen weniger Misstrauen ist manchmal gar nicht so schlecht, man bekommt es doppelt und dreifach zurueck.
Am Abend war ich dann in einem Informationszentrum von MAG (Mines Adisory Group http://www.magclearmines.org/, die Laoten in der Kampfmittelbeseitigung von nicht detonierten Sprengkoerpern ausgebilden. Was viele nicht wissen, ich auch nicht bevor ich hier her kam, ist dass Laos eines der Staaten ist mit den größten Mengen an nicht explodiertem Kriegsmaterial im Boden. Diese Blindgaenger, die aus dem Vietnamkrieg stammen machen dem Land bis heute schwer zu schaffen, denn von den mehr als 2 Millionen Tonnen an Bomben, die zwischen 1964 und 1973 von den amerikanischen Streitkräften in mehr als 530.000 Fliegerangriffen über Laos abgeworfen wurden, sind bis heute etwa 50 % des Territoriums betroffen.
Grund dieses Bombardements (eigentlich nahm Laos eine neutraler Stellung im Vietnakrieg ein)war der Hi-Chi-Minh-Pfad, der die wichtigste logistische Unterstuetsung Nordvietnams fuer den Sueden. Wie bereits erwaehnt gibt es hier ein Infozentrum, wo jenden Abend ein ziemlich interessanter Film ueber die Vorgehensweise der Landreinigung und die Ausbildung von Laoten durch autralischen Expertern, gezeigt wird. Als ich den Film dort ansah, begegnete ich zufaellig Dave, einem Amerikaner aus Kalifornien, den ich schon einige Tage zuvor in Vang Vieng kennengelernt hatte. Also waren doch noch ein paar andere Touristen hier. Es ist lustig, man trifft sich hier immer wieder, da alle mehr oder weniger die gleichen Punkte abklappern. Dave hatte sich bereits fuer den naechten Tag zu einer Tour ins Umland von Phonsavan, in die Ebene der Tonkruege, der Grund meines Besuches, angemeldet und ich konnte mich dieser Gruppe, bestehend aus noch zwei Australiern, ebenso noch anschliessen. Die beiden Australier, waren ca 55 jahre alt und absolute Hoehlenfreaks, die nur reisen, wenn sie dabei auch Hoehlen besuchen koennen (sie erzaehlten mir, dass sie auch schon auf der Schwaebischen Alb in Hoehlen waren). Aus diesem Grund bestand unser Programm zur Haelfte aus den Tonkruegen und zur anderen aus Hoehlen. Der Tag war auf jeden Fall sehr interessant, allerdings kann ich nun sagen, dass Hoehlen nicht unbedingt so mein Ding sind, einfach zu dunkel, zu kalt und zu feucht. Aber man muss alles mal ausprobieren.
Gestern Aben habe ich dann durch einen anderen lustigen Zufall, die beiden Schweizerjungs, die ich ebenfalls schon in Vang Vieng traf, wiedergesehen und wir waren alle zusammen essen. Spaeter sind wir in die einzige Bar, die es hier gibt und haben ein paar Beerlao bestellt und waren sogar so mutig den beruehmt, beruechtigten Lao-Whiskey, der eingelegte Schlangen und Geckos beinhaltet, zu probieren. Das ist das gleiche wie mit den Hoehlen, man muss es halt mal ausprobieren. Ich komme aber ebenfalls zum gleichen Ergebnis, denn ist auch nicht so mein Ding! Lustig wars aber auf jeden Fall und darauf kommts ja an.
Morgen nehme ich also den Bus nach Hanoi und schreibe dann bald den naechten Bericht aus Vietnam.
Lieben Gruss aus Phonsavan
Alex
PS: Ich versuche gleich noch ein paar Fotos hochzuladen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Alex-wieder mal ein "toller Bericht". Sehr anschaulich beschrieben-hast echt "schriftstellerische Fähigkeiten.Hast ja schon ne Menge Dinge gesehen u. erlebt.Du bist halt ein richtiger" Weltenbummler". Deine Eltern können stolz auf dich sein. Wir freuen uns immer, wenn wir neue u. vor allem positive Neuigkeiten von dir bekommen.Pass bitte weiterhin auf dich auf-du weißt ja manche Jungs haben Hintergedanken.Bei uns war bis jetzt tolles Wetter.Im Moment allerdings ist es Kalt u. regnerisch.8-10 Grad.
Schneefallgrenze 800-1000 Meter.
Freitag geht es auf die Hütte nach Gargellen.Holz hoch schleppen.Dein Daddy geht auch mit.
Hubert ,Willi u. ich waren 3 Tage mit dem Motorrad in den Dolomiten.War Super.Temperaturschwankungen vo 0-25 Grad.
So liebe Alex das wars-sei nett zu den "Ausländern" wir werden deinen Rat befolgen. Pass auf dich auf.
Ganz liebe Grüße vom Bodensee-AuD Gernandt