Montag, 17. November 2008

Kambodscha: Phnom Penh - Kratie - Siem Reap

Hallo ihr lieben,
Vor 8 Tagen habe ich Vietnam verlassen und bin nach Kambodscha weitergereist. Meine erste Station war die Hauptstadt Phnom Penh. Diese Stadt ist ein grosses, herrliches Durcheinander und war so ein sehr inniger Einstieg in meinen Kambodschaaufenthalt. Ich habe Phnom Penh vom ersten Augenblick an gemocht. Die Stadt spielt ebenso wie fast jeder andere asiatische Grossstadt, taeglich ein Loblied auf das Moped. So auch hier. Es wimmelt nur so von Zweiraeder und machnmal verbringt sich darauf sogar ein halbes Schwein, ein ganzer Hausrat oder eine vierkoepfige Familie. Es werden ueberall koestliche und sehr billige Speisen an der Strasse verkauft. Die Menschen hier sind aufgeschlossen und freundlich. In der Grossstadt merkt man kaum, dass der Krieg in diesem Land noch so nah zurueck liegt. Die Spuren werden allerdings sichtbarer wenn man die Grenzen der Stadt verlaesst und weiter aufs Land geht. Eine beeindruckende Dokumentation liefert auch das Mueseum der Roten Khmer Zeit. Wieder ein schwerer, aber wichtiger Besuch, da vor allem die junge westliche Generation wohl sehr wenig ueber dieses tragische Verbrechen von Kambodschanern an ihren eigenen Landsleuten weiss. Noch heute hat das Land mit den Auswirkungen zu kaempfen. Die Wirtschaft kommt erst langsam in Schwung, Korruptuion ist ein allgegenwaertiges Problem und ueber die Haelfte der Bevoelkerung lebt unter der Armutsgrenze von 1US$ pro Tag. Nichts desto trotz verspruehen die Menschen eine herrliche Lebensfreude, was das Reisen in diesem Land zum Vergnuegen macht.
Als ich nach zwei Tagen Phnom Penh Richtung Norden nach Kratie gefahren bin, habe ich eine Fahrradtour am Mekong entlang gemacht. Eigentlich wollte ich die seltenen Irrawaddy Suesswasser Delphine erspaehen. Dieses Glueck war mir aber leider nicht vergoennt. Dafuer wurde ich entlang meine Strecke durch kleine Doerfer von unzaehligen Kinderhaenden und neugierigen Gesichtern bergruesst, was fuer die Delphine allemal entschaedigt hat.
Von Kratie ging es dann weiter nach Siem Reap bzw. zu den Tempeln von Angkor, dem Touristenhighlight des Landes.
In Siem Reap tummelt sich alles von Japan bis Italien, vom Rentnern bis zum Saeugling, vom Millionaer bis zum Budgettouristen. Diese Vielfalt ist spannend und zeigt sich auch deutlich am Angebot der Hotels und Restaurants. Fuer jeden Geschmack und jedes Budget ist hier was zu finden.
Fuer die Tempelbesichtigung habe ich mir wieder mal ein Fahrrad gemietet. Die Alternative waere eine Tuktuk mit Fahrer oder ein Moped gewesen, allerdings ist Fahrradfahren viel gemaechlicher und man kann immer und ueberall anhalten und sieht so viel mehr Kleinigeiten, die man sonst nicht sehen wuerde. Meine erste Station war natuerlich Angkor Wat. Dieses Bauwerk erhebt dich erfuerchtet, beinahe mitten aus dem nichts. So scheint es zumindest. Ploetzlich ragen hinter ein paar Baeumen, die fuenf so beruehmten maiskolbenfoemrigen Tuerme hervor. Die bereits vor 1000 Jarhen konstruierte Tempelanlage versetzt einen nicht nur wegen ihrer Groesse, sondern auch wegen den vielen kleinen Details, ins Staunen. Den ganzen Tag ueber habe ich viele weitere alte Templeruinen gesucht. Jede Beeindruckend in ihrer Einzigartigkeit.
Gestern habe ich mich wieder aufs Velo geschwungen und habe mich auf den Weg zu einer ziemlich weit ausserhalb gelegenen Tempelanlage gemacht. Die Fahrt durch viele kleine Doerfer war wunderschoen, ebenso das Wetter und dadurch war es ein rundrum gelungener Ausflug, wenn sich auch nach meiner Rueckkehr die tatsaechlich gefahrenen 80km wie 160km anfuehlten - Ihr werdet auf den Fotos mein super Gefahert zu sehen bekommen :-)
Vorgestern Abend habe ich per Zufall ein Plaket von einem Cellokonzert gesehen, das ich dann auch spontan besucht habe. Erst vor Ort stellte ich fest, um was es sich eigentlich handelte. Das Konzert wurde vom Schweizer Kinderartzt Dr. Beat Richner gespielt, der sich seit ueber 30 Jahren in Kambodscha engagiert. Ueber sein musikalisches Spiel hinaus, hat er ueber seine Arbeit in den drei Kantha Bopha Kinderkrankenhaeusern sowie ueber seinen endlosen Kampf fuer Spendengeldern, gegen nationale Huerden und internationale Organisationen und nicht zuletzt gegen die Korruption, berichtet. Weniges hat mich in den letzten Wochen meiner Reise so tief bewegt wie die 1.5 Stunden vorgestern Abend. Der unermuetliche Einsatz fuer die Kinder dieses Landes macht sprachlos und betroffen. Wegen des traurigen Faktes, dass die Krankenhaeuser fast ganzheitlich von Spendengeldern finanziert werden (nur 3% kommen von der Kambodschanischen Regierung und 7 % liefert der Schweizer Staat) , sind sie unweigerlich von fremder Hilfe anhaengig. Nicht nur die kambodschanische Regierung zeigt sich laecherlich unbeteiligt (schliesslich geht es hier um ihre Kinder), aber auch internationale dh. westliche Organisationen sind wohl der Meinung dass der medizinische Standard eines Landes von seiner wirtschaftlichen Performance anhaengt! Fuer Kambodscha heisst dies, dass fuer die arme Bevoelkerung der Zugang zu im Westen ueblichen Behandlungsmethoden verwehrt bleibt...., wenn es nicht diese Krankehaueser gaebe, in denen in den letzten 16 Jahren ueber 8 Millionen Kinder behandlet wurden!
Falls ihr also bei der nahenden Weihnachtszeit noch nach dem geeigneten "Guten Zweck" sucht, um eure uebrigen Groschen loszuwerden, handelt es sich hierbei um ein absolut sinnvolles und im wahrsten Sinne des Wortes ueberlebenswichtiges Projekt. Auf der Internetseite finden sich weitere sehr interessante Infos: http://www.beat-richner.ch/
Ich bin heute seinem Appell an die vor allem juengeren Budgettouristen gefolgt und habe Blut gespendet, was besonders fuer die Kinder mit Denguefieber im Schockzustand wichtig ist.
Ich bin dankbar fuer solche Erfahrunge, sie lassen einen inne halten, nachdenken, gluecklich sein ueber das was man hat!
In diesem Sinne sende ich euch herzliche Gruesse aus Siem Reap!
Eure Alex

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