Hola,
Mittlerweile bin ich seit 4 Wochen in Sucre und habe inzwischen eine Art Alltag gefunden. Auch wenn man gerade diesem zu Hause oft zu entfliehen versucht, habe ich meinen sich wiederholdenen Tagesablauf sehr zu schaetzen gelernt. Es ist doch auch angehm ab und dann die Stadt zu kennen, in der man aufwacht, nicht taeglcih seinen Rucksack packen zu muessen und weiterzuziehen. Die Erlebnisse der letzten Monate konnte ich verarbeiten und habe nun wieder Kapazitaet fuer neue Eindruecke.
Waehrend der letzten 3 Wochen habe ich ausserdem viel an meine Spansich gearbeitet und ich bin erstaunt ueber den Erfolg. Der Einsatz hat sich wahrlich ausgezahlt.
Ausserdem habe ich viele sehr nette Leute kennengelernt, die mir das Wohlfuehlen leicht gemacht haben, den Anschied aber umso schwerer machen werden.
Ich habe allerdings auch grossen Grund zur Freude, denn die Isa ist heute morgen angekommen und das Wiedersehen war sehr innig und wir haben bereits das Gefuehl, dass sie seit Wochen hier waere. Die uns bervorstehenden 7,5 Wochen werden bestimmt nicht nur wegen der grossartigen Sehenswueridgenkeiten, Landschaften und Aktivitaeten wunderbar werden, sonndern freue ich mich noch viel mehr auf die Gesellschaft meiner laengsten Freundin. Unsere Reise wird naemlich auch eine Art Jubilaeumsreise, 20 Jahre Alex und Isa!!
In meiner Zeit in Sucre habe ich auch Land und Leute kennen- und lieben gelernt. Die Bolivianer sind sehr warmherzige Menschen, welche mich, trotz der Welten, die uns trennen, freundlich und interessiert aufnamen.
Die politische Lage ist weiterhin unstabil. Ich hoffe fuer dieses wunderbare Land, dass es die Ueberwindung der grossen kulturellen und monetaeren Differenzen der Bevoelkerung meistert und sich nicht mehr laenger mit zweitrangigen Machtfragen der politischen Spitze belastet, sondern endlich den Kampf gegen zahlreichen wirklich wichtigen Probleme und Unstimmigkeiten beginnt.
Die vielen in Bolivien stationierten Hilforganisationen leisten einen essentiellen Beitrag zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des Landes, allerdings fuehrt dieses Engagement auch zu einer erschuetternden Abhaengigkeit Bolviviens.
Ein Land an Bodenschaetzen so reich gesegnet und doch von einer enormen Armut gezeichnet macht mich sprachlos.
Oft weiss ich nicht, wie ich dieser Armut entgegentreten soll. Wie reagiert man als verantwortungsvoller Tourist auf die vielen Kinder, die schmutzig und duerftig gekleidet um Geld betteln? Wie verhaelt man sich richtig wenn arbeitende Kinder zum 10. Mal meine Schuhe putzen wollen oder was entgegne ich dem hoffnungsvollen Blick zweier Kinderaugen, die doch eigentlich auch nur das Wollen, was sich alle Kinder wuenschen? Einfach Kind sein, bleibt der Mehrheit der bolivianischen Kinder leider verwehrt.
Fuer sie bin ich die reiche "Gringa", die aus einer paradisichen Welt voller Wohlstand und ohne Probleme kommt. Dann frage ich mich , wer hat denn nun die falsche Wekltanschauung? Wie oder sie?
Manchmal versuche ich zu erklaeren, dass unsere Welt nicht dieser paradisichen Idealvorstellung gleicht, die hier in den Koepfen so fest verankert zu sein scheint, wie der taegliche Wechsel von Tag und Nacht. Allerdings verlieren unsere Sorgen angesichts der unzureichend gedeckten Gundbeduerfnisse dieser Menschen, nicht wirklich an Bedeutung?
Solche und andere Erfahrungen beschaemen mich. Kann ich mich denn nur wegen des Zufalls in eine reiche Welt hinein geboren worden zu sein einfach aus der Verantwortung ziehen?
Macht mich mein gebildeter Verstand nicht schuldig dafuer, wenn ich einfach die Augen verschliesse?
Auch wenn mich diese Ueberlegungen schmerzen bereichern sie mich zugleich und ich sehe meine eigene Situation mittlerweile aus einem anderen Blickwinkel.... Allerdings haette aber allein durch diese Einsicht wieder nur eine Seite davon profitiert.
Ich denke nur wenn wir "im Paradis" alle begreifen, dass sich unser Wohlstand nicht auf Kosten von anderen Menschen entwicklen darf, kann sich diese enorme Ungerechtigkeit veraendern.
Ich moechte euch mit diesem Eintrag keine Moralpredikt halten, allerdings moechte ich euch auch an diesen Ueberlegungen teilhaben lassen, denn die gehoeren ebenfalls zu einer praegenden Erfahung meiner Reise.
Ich schicke euch liebeste Gruesse aus Sucre
Alex (ab heute mit Isa)
1 Kommentar:
Hallo sweety,
dies wird mein erster Kommentar in deinem Blog sein und ich bin eigentlich nicht gut darin, weil alle Welt das jetzt lesen kann :)
Trotzdem wollte ich dir hiermit sagen, dass ich diesen Eintrag der deine Gedankengaenge schildert super finde und mich selber zum ueberlegen angeregt hat.
Ich habe oftmals die gleichen Erfahrungen gemacht, als ich in Afrika gewohnt habe und verstehe dich sehr gut. Es tut gut zu sehen, dass deine Reise dich so vieles lehrt und du die Welt mit anderen Augen betrachtest.
Ich denke oft an dich und wuensche dir mit der Isa eine tolle und unvergessliche Zeit. Gruess sie ganz lieb von mir.
Dicken Kuss runter nach Suedamerika.
Muuauaaahhhh
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